Im Gespräch mit einer Architektin. Sie kam mit einer frustrierenden Beobachtung:
„Mir ist wieder aufgefallen, wie oft ich in Meetings unterbrochen werde. Ich sage etwas, keiner reagiert. Zwei Minuten später sagt ein Kollege fast das Gleiche – und alle nicken zustimmend!“
Auch ich nickte. Man kennt das ja. Auf der Baustelle, im Büro, in Besprechungen. Es passiert subtil, aber regelmäßig: Frauen werden überhört, unterbrochen oder ihre Ideen werden erst ernst genommen, wenn sie von jemand anderem wiederholt werden.
Aber warum ist das so – und noch wichtiger: Was können wir dagegen tun?
Warum werden Frauen in der Baubranche oft überhört?
Das Problem ist nicht (nur), dass Männer absichtlich Frauen ignorieren. Vielmehr sind es unbewusste Mechanismen, die sich über Jahrzehnte eingeprägt haben.
- Männlich klingende Expertise: Studien zeigen, dass Menschen (Männer und Frauen!) Aussagen eher für kompetent halten, wenn sie von einem Mann kommen. Wir sind es schlicht gewöhnt.
- Kommunikationsstil: Frauen neigen oft dazu, Vorschläge weicher zu formulieren („Ich hätte eine Idee…“, „Vielleicht könnte man…“). Dadurch wirken sie weniger durchsetzungsstark.
- Die „Wiederholungsspirale“: Eine Frau bringt eine Idee ein, keiner reagiert. Später wiederholt ein Mann sie – und bekommt die Anerkennung.
- Unterbrochen werden: Untersuchungen zeigen, dass Frauen doppelt so oft unterbrochen werden wie Männer. Besonders in männerdominierten Branchen.
Das ist nicht nur frustrierend, sondern auch ein echtes Karrierehindernis. Denn wer nicht gehört wird, kann weniger Einfluss nehmen, weniger gestalten und wird seltener als Führungspersönlichkeit wahrgenommen.
Was kannst du tun, um gehört zu werden?
Hier sind 5 Strategien, mit denen du deine Kommunikation so steuerst, dass Du Gehör findest – ohne lauter oder aggressiver zu werden.
1. Präsenz durch Stimme und Körpersprache
- Sprich bewusst etwas langsamer und tiefer – das signalisiert Autorität.
- Stehe oder sitze aufrecht und stabil. Wer sich klein macht, wirkt unsicher.
- Nutze klare Betonungen und Pausen – wer hektisch spricht, wird leicht überhört.
2. Die „Markierungstechnik“ für deine Ideen
Zunächst mal: Dieser Begriff stammt nicht von mir. Wenn ich ihn höre, denke ich immer an einen Rüden, der ständig und überall sein Bein hebt, um sein Revier zu markieren… Als Hundehalterin und Besitzerin eines Rüden bin ich davon manches Mal genervt. Ist halt seine Natur, heißt es dann. Ist schließlich ein Rüde. Subtext: Der kann ja nix dafür.
Aber zurück zur Kommunikation in der Architektur. Natürlich ist es eine charmante Idee, wenn auch wir Frauen regelmäßig unser Revier markieren, den Raum nehmen, der uns zusteht.
Und dabei spielt die Sprache eine große Rolle, eine Sprache, die unsere Rolle deutlich unterstreicht. Dazu gehört unter anderem das Vermeiden von Konjunktiven und verbaler Verkleinerung. Die folgenden Beispiele mögen das belegen:
- Anstatt: „Vielleicht könnten wir…“ Besser: „Mein Vorschlag ist…“
- Anstatt: „Das ist nur eine Idee, aber…“ Besser: „Ich sehe eine starke Lösung in…“
Und wenn jemand später deine Idee als seine verkauft? Bleib freundlich, aber bestimmt: „Danke, dass du meinen Vorschlag nochmal aufgreifst!“
3. Das „Unterbrecher-Management“
Das Unterbrecher-Management hilft Dir in Situationen, in denen Du unterbrochen wirst. Oberste Regel: Lass Dich nicht aus dem Konzept bringen. Und zeige das sowohl körpersprachlich als auch sprachlich.
- Sage zum Beispiel:
„Moment, ich war noch nicht fertig.“
„Ich bringe meinen Punkt erst zu Ende, dann höre ich gerne deine Meinung.“ - Falls jemand dich permanent unterbricht:
„Es fällt mir auf, dass ich oft nicht ausreden kann. Ich würde es wertschätzen, wenn ich meine Gedanken beenden darf.“
4. Die Verstärker-Taktik („Echoing“) nutzen
Gegenseitige Unterstützung ist ein wichtiger Hebel. Im Idealfall bist du gut vernetzt und kennst Deine GesprächspartnerInnen. So kannst Du für Dich Unterstützung erbitten / einfordern. Aber bitte nutze auch jede Gelegenheit, gute Vorschläge von Anderen aktiv hervorzuheben.
- Wenn eine Kollegin etwas Wichtiges sagt, unterstütze sie aktiv:
„Wie […Paula …] gerade gesagt hat, ist dieser Punkt entscheidend für unser Projekt.“ - Fordere dasselbe ein, wenn Du eine Idee einbringst. Frage nach:
„Wie seht ihr das? Was spricht für meinen Vorschlag?“
5. Allies ins Boot holen
Dieser Punkt schließt sich inhaltlich an und wurde oben schon erwähnt. Suche Dir UnterstützerInnen, Verbündete. Nicht nur für Meetings. Aber auch.
- Konkret könntest Du eine Kollegin, einen Kollegen bitten:
„Falls ich in der Besprechung unterbrochen werde, wäre es super, wenn Du mich aktiv wieder ins Gespräch holst.“
Fazit: Mehr Gehör bedeutet mehr Einfluss
Am Ende unseres Gespräches war aus der frustrierenden Beobachtung der Kollegin eine kraftvolle Erkenntnis geworden.
„Danke für diese Inspirationen. Ich habe jetzt einige Ideen, wie ich es hinkriege, mich klar zu positionieren und mir nicht das Wort abschneiden lasse. Jetzt darf ich es nur noch anwenden!“
Wie sind Deine Erfahrungen? Wirst Du in Meetings oft unterbrochen oder überhört? Welche Techniken haben Dir geholfen? Schreib es in die Kommentare! So können wir gegenseitig von erfolgreichen Vorgehensweisen profitieren.

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